Bernd Strauch | Heimatseiten Oberhessisch - Dialektwörterbuch
Häi sein ech dehém: www.oberhessisch.com




OBERHESSISCHES BASISWÖRTERBUCH



Startseite / Willkommen

Kurzinformation

Oberhessisches Basiswörterbuch

Regionalsprache Oberhessisch

Infos und Aktuelles

Kontakt

Zu meiner Person


Seite als PDF
Vorherige Seite | Nächste Seite
Direkt zum Dialektwörterverzeichnis A-Z


Konjugationstabellen

Beim Zeiten bildenden unregelmäßigen Hilfsverb "sein" wird besonders deutlich sichtbar, dass in der 1. Person Singular der Infinitiv im Präsens des mittelhess. Großdialektes steht, da an dieser Stelle keine besondere Präsensform existiert. Der lange Vokal von mittelhochdeutsch <sîn> diphthongierte zu /ai/ in "sein". Auf Seite 8.93 steht eine Beschreibung der Diphthongierung.

Durch das Fehlen der unregelmäßigen Form "bin" im Oberhess. lässt sich kein Konjunktiv als Präsens in der 1. Person Singular vom Indikativ unterscheiden; der Konjunktiv "sei" der Schriftsprache entspricht dem oberhess. Infinitiv ohne Nasalierung. Ferner ging "sind" bei der neuhochdeutschen Diphthongierung im Oberhess. offenbar verloren, weil diese alte Form diphthongiert wurde und den Auslaut einbüßte; <ïes> (ist) blieb mit zentrierendem Kurzdiphthong erhalten.

Keine Wiedergabe findet in der Tabelle die Nasalierung von <sei> /sãi/ (sein); dem starken Diphthong fehlt heute die nasale Aussprache. Zum offenen o-Laut durch Verdumpfung angehoben wurde der lange a-Laut der Indikativform des Präteritums <wòer> (war). Der Silben­träger der Konjunktivformen wandelte sich durch eine Hebung des Umlautes: <wíer> (wäre), <wïen> (wären).

Nach wie vor gibt es zur Zeitenbildung im Oberhess. das Präteritum für "sein". Vorhandene Indikativ- und Konjunktiv­formen machen die Bildung vollendeter Zeiten möglich.

Präteritumsformen von "sein" bestehen auch im Gießener Neuhessisch weiter; wie in süddeutschen Dialekten existiert ein Indikativ. Da in den Zeitformen des Imperfekts und des Plusquamperfekts der Indikativ ansonsten ausfiel, dürfte die neuhess. Form <wà> (war) aus­schließlich als Vollverb in Erscheinung treten.

Im Präsens des Verbs "stehen" kommt der zum oberhess. i-Laut angehobene alte Vokal wie im Verb "gehen" auch in kurzer Form vor: <stin ach> /šdin-açh/ (stehe ich), <stit> (steht). Der Infinitiv <stí> /šdi:/ ohne Auslaut besitzt einen langen Vokal als Silbenträger aufgrund der früheren Nasalierung.

Erhalten geblieben ist der Indikativ des oberhess. Präteritums <stan> (stand), der in der neuhess. Stadtsprache keine Verwendung findet. Die Konjunktivform <sten> (stände) hat einen halboffenen kurzen e-Laut als Silbenträger.


  Vorherige Seite | Nächste Seite
Startseite

Impressum | Datenschutzerklärung | webdesign by csle
www.oberhessisch.com weiterempfehlen