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Bernd Strauch | Heimatseiten Oberhessisch - Dialektwörterbuch |
Häi sein ech dehém: www.oberhessisch.com |
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Kurzinformation Dialektgrenzen lassen sich nur schwer mit historischen Grenzen in Einklang bringen. Die moderne Dreiteilung des Landes Hessen in Nord-, Mittel- und Südhessen erscheint auf den ersten Blick praktisch, ist aber geschichtslos. Den mittelhessischen Großdialekt kann man auch in 3 Dialekträume zerlegen: nördliche oberhessische Variante, süd- liches Oberhessisch, Nassauisch. Noch vor einem Jahrhundert reichte die alte Sprachlandschaft des Großdialektes in Oberhessen und Nassau bis zum Main, im Rodgau sogar darüber hinaus. Kaum abzugrenzen ist das Nassauische vom südlichen Oberhessisch, weil der als Abgrenzungsmerkmal vorgesehene retroflexe r-Laut in Nassau mit unter-schiedlicher Intensität vor Ort auftritt. Dieser beim Zurückbiegen der Zungen-spitze entstehende Konsonant kommt auch in den Ortsdialekten westlich von Gießen vor, wo sein Verbreitungsgebiet im Lahn-Dill-Kreis südlich der Lahn an der alten Kreisgrenze endet. In der Zeit des Wiederaufbaus und des beginnenden Wirtschaftswunders fand der mündlich überlieferte Dialekt keine Verwendung mehr als Muttersprache der Kinder auf dem Lande. Vergleiche der gesprochenen Sprache fördern zu Tage, dass es Ähnlichkeiten bei den vokalischen Doppellauten in Mittelhessen mit niederdeutschen und oberdeutschen gibt, obwohl scheinbar kein direkter sprachgeschichtlicher Zu-sammenhang besteht. Die sprachliche Vielfalt der Doppellaute im mittelhessischen Vokalsystem lässt sich niemals als regionale Entwicklung der heutigen deutschen Schriftsprache erklären. Schon seit Jahrzehnten steht die Frage im Raum, welche Funktion die Dialekte auf dem Lande haben. Obwohl bereits im 19. Jahrhundert die Verbindung zur sprachgeschichtlichen Entwicklung klar erkannt wurde, taucht noch immer die Bezeichnung "Bauernsprache" auf. Tat-sächlich ist die ländliche Sprechweise keine Fachsprache der Landwirtschaft, sondern eine regionale Sprachform auf mittelalterlicher Grundlage. Noch in der Zeit der sog. Mundartwelle vor 1990 bezeichneten manche Redner den ländlichen mittelhessischen Dialekt nebenbei als "baurische" Sprechweise. Derartige Äußerungen qualifizierten die mündlich überlieferte regionale Volks-sprache ab, was dem damaligen Zeit-geist entsprach. Nachdem das lautlich schwierige "Platt" als Muttersprache in den Fünfzigerjahren an Bedeutung ver-loren hatte, fand ein aktiver Gebrauch als Zweitsprache unter Jüngeren kaum statt. Dies schloss allerdings nicht aus, dass die ländliche Sprache der Älteren verstanden wurde. Eine Weitergabe an die nächste Generation unterblieb. Die Kinder tätiger Mundart-Aktivisten sind davon ebenfalls betroffen, da sie meist keinen Dialekt sprechen. Offenbar gibt es familiäre oder andere Gründe, einen Dialekt nicht mehr weiterzugeben. Für Mundart-Aktivisten steht die Aktion im Vordergrund. Medienwirksame Auf-tritte sind bestenfalls ein Werbemittel, bringen aber ernsthafte Bemühungen zur Erhaltung der regionalsprachlichen Grundmundarten nicht weiter. Genaue schriftliche Aufzeichnungen authentisch gesprochener Dialekte sind selten vor-handen, obwohl eine Verschriftung auf phonetischer Grundlage heute absolut notwendig erscheint. Stilblüten mittel-hessischer Mundartschreiber gelangen ab und zu in die lokale Presse. Angewandte Dialektschreibung ist kein Reservat für Dilettanten der Mundart-Szene. Laienschreiber orientieren sich an der verfügbaren Mundart-Literatur, wie sie bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand. Dazu zählt der damalige Wissensstand der schrift-lichen Aufzeichnungen mit phonetisch unsinniger ea-/oa-Schreibung. Der Bekanntheitsgrad der überlieferten alten Basisdialekte ging überall zurück, insbesondere in der nachgewachsenen Generation. Aufgrund der Existenz des komplexen Lautsystems lässt sich der zentralhess. Großdialekt nur noch wie eine Fremdsprache erlernen. Ohne eine lautschriftliche Unterstützung mit laut-schriftnaher Dialektschreibung geht es nicht. Eine Didaktik für den möglichen regionalsprachlichen Unterricht gehört dazu. Brauchtumspfleger können einen Dialekt nicht mündlich lehren und eine unleserliche Schreibung hinzugeben. |
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