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Diphthongierung /
Monophthongierung

Nach 1933 rückte die Laienschreibung des frühen 19. Jahrhunderts wieder in den Vordergrund. Die in der Öffentlich­keit sanktionierte oa-Schreibung fand nicht nur für Einzellaute Verwendung, sondern auch für Doppellaute. Deshalb wurden die zentrierenden Diphthonge <oe> und <òe> im Oberhessischen oft übersehen, wenn diese im Zuge einer bei der Hebung des a-Lautes erfolgten Diphthongierung ohne die Einwirkung eines r-Lautes entstanden waren.

Die oa-Schreibung stellt im Englischen sowohl den Monophthong des langen offenen o-Lautes in "broad" (breit) dar als auch den starken Diphthong /ou/ in "road" (Straße).

Im Oberhess. sind die Wörter <Dorf>, <noch> und <ob> bei der Aussprache des betonten kurzen o-Lautes mit den hochdeutschen identisch. Mittelhessens Mundart-Aktivisten können hier keinen Grund anführen, der eine Verwendung der oa-Schreibung rechtfertigt. Aus der Zeit vor der Siebs'schen Norm stammt diese unsinnige Schreibweise, als noch nicht eindeutig festgelegt war, dass der betonte kurze o-Laut in der deutschen Schriftsprache immer ein offener Vokal ist (siehe auch Seite 4.63).

Zentralhess. Wörter wie <Dòel> (Tal), <Nòes> (Nase), <Stòed> (Staat) ent­halten einen zentrierenden Diphthong, der im Zuge der Anhebung des langen a-Lautes gebildet wurde. Der Vorgang gewinnt an grundsätzlicher Bedeutung, wenn sich dadurch die Entstehung des Doppellautes im donaubairischen Wort <hòem> (heim) erklären lässt. Auf der übernächsten Seite 8.92 steht eine Be­schreibung zur möglichen historischen Entwicklung der betroffenen bairischen Wortgruppe.

Das in Wörterbüchern wiedergegebene normalisierte Mittelhochdeutsch kannte keine ea-/oa-Schreibung. Doppellaute: </ei/, /ou/, /öü/ - /ie/, /uo/, /üe/>.

Ausgleichend zur Diphthongierung alter Längen fielen die mittelhochdeutschen Diphthonge <ie>, <uo>, <üe> schon im Frühneuhochdeutschen der Schrift­sprache weg. Nicht durchgeführt wurde die Monophthongierung im Mittel- und Südbairischen, im zentralen Thüringisch und im Alemannischen. In betroffenen Wörtern dieser Basisdialekte treten die alten Diphthonge, teilweise modifiziert, nach wie vor auf. Während die Doppel­laute <ie> und <üe> als zentrierende Diphthonge gelten, muss <uo> oft als "gleitend" herhalten, was in der Praxis vor Ort nicht zutrifft. Durch die übliche Betonung auf dem 1. Laut entwickelten sich aus /uo/ zentrierende Diphthonge mit unterschiedlicher Quantität, deren unsilbischer unbetonter 2. Teil aus dem Schwa-Laut besteht: <ue> oder <úe>. Dieser 2. Teil kann in offener Silbe am Wortende des Bairischen einem a-Laut der Schwundstufe ähneln, muss jedoch nicht (siehe Seiten 9.96, 9.99).

Anders als in den aufgeführten Sprach­landschaften mit erhalten gebliebenen mhd. Doppellauten entstanden in den Dialekträumen des zentralen Hessisch, des oberen Ostfränkisch, des nordbair. Oberpfälzisch und des südlichen Mosel­fränkisch sog. gestürzte Diphthonge an deren Stelle. Auf der Seite 3.58 steht die Beschreibung zur Entwicklung der oberhess. Diphthonge <äi/ou/oi>.

Zentrierende Diphthonge im Oberhess. lassen sich nicht direkt von mittelhoch­deutschen Doppellauten herleiten, weil sie an anderer Stelle des Vokalsystems vorkommen sowie aus anderen Lauten durch Diphthongierung entstanden. Die Diphthonge <ïe>, <íe>, <ue>, <úe> des mittelhess. Großdialektes stimmen zwar lautlich mit ihren Entsprechungen im Alemannischen und Bairischen über­ein, ersetzen aber nicht die mittelhoch­deutschen Doppellaute <ie/uo/üe>.


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