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Mittelhessischer Großdialekt

Ab 1825 entwickelte sich auch in Ober­hessen und Nassau eine Literatur der Mundart-Autoren. Deren Schreibweisen waren den bairischen nachempfunden, fanden aber eine nicht konsistente An­wendung voller innerer Widersprüche.

Mit der ea-/oa-Schreibung wurden die in der Schriftsprache fehlenden Doppel- und Einzellaute wiedergegeben, ea für die hellen und oa für die dunklen. Bei den betonten kurzen e- und o-Lauten machte sich das Fehlen der noch nicht bestehenden Aussprachenorm bemerk­bar, weil Unklarheiten beim Öffnungs­grad dieser Kurzvokale auftraten.

Um 1880 fand in Hessen und Hessen-Nassau die Erfassung zum Deutschen Sprachatlas mit Fragebögen statt, die von mundartkundigen Laien in jedem Ort auszufüllen waren. Das Verfahren beruhte auf einem folgenreichen Irrtum damaliger Dialektologen, die glaubten, dass Dialektsprecher über "natürliche" Schreibfähigkeiten zur Wiedergabe der eigenen mündlich überlieferten Mutter­sprache verfügen würden. Tatsächlich können Laien nur das schreiben, was sie in der Schule erlernten oder in der Mundart-Literatur zu Gesicht bekamen.

Ende des 19. Jahrhunderts entstanden die Internationale Lautschrift und die Dialektologen-Lautschrift. Qualität und Quantität der Vokale ließen sich jetzt genau darstellen.

Die bei der durchgeführten Erfassung mit Fragebögen angewandten Schreib­weisen der verschrifteten Dialektwörter entsprachen der ortsüblichen Mundart­schreibung im jeweiligen Dialektraum. Für die deutsche Wortgeographie galt der damals maßgebende Wissensstand in der Zeit vor der Siebs’schen Norm.

Neuhessisch hatte sich schon um 1900 nach Norden ausgebreitet. Es erreichte Oberhessen über den alten Handelsweg Frankfurt-Friedberg-Butzbach-Gießen.

Nicht von Dorf zu Dorf durch das Land erfolgte die Süd-Nord-Entwicklung des Neuhessischen, sondern von Kernstadt zu Kernstadt wie Sprachinseln. Bereits vorhandene Ansätze einer sprachlichen Eigenentwicklung in den Städten Ober­hessens kamen dem neuhess. Einfluss aus dem Rhein-Main-Gebiet entgegen. Niemand wird allen Ernstes behaupten wollen, dass in den Universitätsstädten Gießen und Marburg sowie in Wetzlar, der ehem. Reichsstadt mit dem Reichs­kammergericht, ländliche Basisdialekte die gängige Umgangssprache waren.

Oberhessische Zuwanderer vom Lande kannten ihre muttersprachlichen Basis­dialekte noch und gebrauchten sie nur bei Bedarf in der Stadt. Doch an nach­wachsende Generationen der vor 1914 Zugewanderten erfolgte keine Weiter­gabe. Spätestens in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen gingen etwaige Sprachkenntnisse der ländlichen Basis­dialekte bei den meisten Einwohnern der größeren Kernstädte in Oberhessen und Nassau verloren (vergleiche über­nächste Seite 5.75).

<ovverhëssisch> als Eigenbezeichnung mit kurzem offenen o-Laut, der haupt­betont am Wortanfang vor dem [v] des Silbengelenkes steht, gibt die moderne neuhessische Sprechweise wieder. Laut dem Oberhess. Wörterbuch (1897-99) heißt es eindeutig <ówerhëssisch>, da die Ableitung des zusammengesetzten Landschaftsnamens ein geschlossenes langes [o:] am Wortanfang enthält.


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