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Bindung (Liaison)

Nach Ansicht bekannter Sprachwissen­schaftler gehört das Deutsche zu den stark abgrenzenden Sprachen. Damit gemeint ist die klare Abgrenzung der Wörter untereinander, die bei Vokalen am Wortanfang durch den Neueinsatz mit davor stehendem "Knacklaut" noch verstärkt wird. Die im Oberhessischen und in anderen Dialekten auftretende Liaison im invertierten Satz beschränkt die vermeintlich starke Abgrenzung des Deutschen auf die Schriftsprache.

In den oberhess. verbundenen Formen <hun ach> /hun-açh/ (habe ich) und <sein ach> /sain-açh/ (bin ich) entfiel der Abstand zwischen den zwei gleich­mäßig betonten Wörtern. Ob der sog. Knacklaut beim Neueinsatz des Vokals noch existiert, erscheint belanglos. Auf Seite 8.89 steht die Beschreibung zum Stimmritzenverschlusslaut.

Zusammen- und Getrenntschreibung in der deutschen Schriftsprache erfordern nach wie vor die volle Aufmerksamkeit. Es ist nicht unrealistisch, dass die beim praktischen Anwenden vorkommenden Zweifelsfälle durch eine in der Sprach­wirklichkeit des Deutschen tatsächlich gesprochene Liaison entstehen.

Um die Entstehung von Endloswörtern zu vermeiden, muss eine nachvollzieh­bare Abgrenzung geschriebener Wörter erfolgen. Da die enge Aussprache von Wörtern im Französischen weitreichend ist, unterbleibt die schriftliche Wieder­gabe der vorhandenen Liaison.

Eine andere Situation stellt sich bei der Liaison im mittelhess. Großdialekt dar. Nur unter bestimmten Voraussetzungen kommt eine Bindung durch den Wegfall des Abstandes zwischen verschiedenen Wörtern vor. Verschmelzen konjugierte Verben mit den unbetonten Pronomen dahinter, muss die Liaison durch eine zusammenhängende Dialektschreibung dargestellt werden. Dies gilt aber nicht für eine bloße enge Aussprache, die in Internationaler Lautschrift korrekt auf­zuzeichnen ist.

Wie die vorstehende Beschreibung der oberhessischen Liaison deutlich macht, kommen Sandhi-Erscheinungen vor.


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