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Konsonantenschwächung

Laut Aussprachenorm können nur harte Verschlusslaute einem harten Reibelaut innerhalb der selben Silbe folgen. Dies betrifft vor allem die als /šp/ und /št/ im Anlaut zu sprechenden Buchstaben-Kombinationen sp und st der Schrift­sprache. Erweichen jedoch die Plosive, sodass /šb/ und /šd/ entstehen, bleibt der 2. Konsonant stimmlos, weil sonst kein Übergang zwischen beiden Lauten gewährleistet wird.

Ähnliches gilt für die Affrikata /ts/, die zu /ds/ erweichte. Der Verschlusslaut an 1. Stelle ist nach wie vor stimmlos, während sich der harte Reibelaut nicht veränderte.

Position und lautliche Umgebung haben Einfluss auf die subjektive Wahrnehm­barkeit der Konsonantenschwächung in Mittel- und Südhessen. Allein stehend im Anlaut vor einem Vokal lassen sich die weichen b, d, g eindeutig von den harten p, t, k trennen. Hinter langem Vokal ohne zusätzlichen Konsonanten sind die weichen Verschlusslaute auch klar erkennbar. Im Anlaut und Auslaut vor oder nach weiterem Konsonanten scheint der Gegensatz nicht so gut zur Geltung zu gelangen. Außerdem ähnelt das kurzvokalische /gid/ (geht) einem umgangssprachlichen "mit" hinsichtlich der Sprechweise des Auslautes. In der Wortmitte zwischen Vokalen spielt die Quantität des davor stehenden Vokals eine Rolle beim subjektiven Erkennen der Erweichung des Verschlusslautes.

Alle weichen Verschlusslaute im mittel­hess. Großdialekt und in der neuhess. Stadtsprache sind stimmlos. Durch das Anhängen einer unbetonten Endung an das Wort /god/ (Gott) verwandelt sich dieses zu <Goddel> (Kordel). Das aus­lautende stimmlose /d/ des einsilbigen Wortes ist identisch mit dem zwischen Vokalen stehenden /d/ im Silbengelenk des 2. Wortes. Die Stimmlosigkeit der weichen Verschlusslaute b, d, g wirkt weiter und beeinflusst die Aussprache des Hochdeutschen in Hessen. Bewusst wird es jedoch erst im Fremdsprachen­unterricht, wenn Englischlehrer großen Wert auf eine stimmhafte Aussprache weicher Plosive legen.

In den Sprachlandschaften des Nord- und Mittelbairischen gelten die Plosive nach kurzem Vokal als hart und nach vokalischer Länge als weich. Derartige Quantitätsverhältnisse zeigen eine sehr geeignete Möglichkeit auf, wie die weit verbreitete Schwächung harter Plosive schriftlich erfolgen soll, obwohl die tat­sächlich gesprochenen weichen Plosive der hessischen Sprachwirklichkeit nur im Anlaut vor Vokal mit harten Plosiven konkurrieren. Die zusätzliche Angabe in Internationaler Lautschrift macht eine Anwendung im Rahmen der phonetisch orientierten Dialektschreibung möglich, weil die weichen stimmlosen Zwischen­laute unter bestimmten Bedingungen auch mit den Buchstaben p, t, k dar­gestellt werden können. Eine derartige Schreibmethode trägt zur Vermeidung eines grotesken Schriftbildes bei.

Durch die Existenz weicher stimmloser Zwischenlaute in Hessen halbiert sich die Schwächung der Verschlusslaute. Weiche Plosive verloren den Stimmton, harte erweichten und blieben stimmlos. Das vereinfacht die schriftliche Wieder­gabe geschwächter Verschlusslaute mit Buchstaben.

Die Schreibung <dt> gibt als einzige den stimmlosen weichen Zwischenlaut ziemlich genau wieder. Wie beim Wort <Stoedt> (Stadt) findet diese Schreib­weise Verwendung nach sehr kurzen zentrierenden Diphthongen, um solche Doppellaute besonders hervorzuheben.
Da eine konsequente Anwendung der dt-Schreibung zur Unübersichtlichkeit führen würde, bleibt ihr Gebrauch auf weiche /d/ nach Kurzdiphthongen ein­geschränkt.

Weiche Verschlusslaute des Bairischen können anlautend vor Vokal stimmhaft sein. Sprecher in Hessen, die aus dem Egerland stammen, benutzen im Anlaut vor Vokal ein stimmhaftes /d/ oder /t/ mit erhöhter Plosivkraft beim Sprengen des Verschlusses: <daugn> (taugen), <Dàg> (Tag). Auch in Österreich tritt diese Besonderheit in Erscheinung und fällt bei der regionalen Artikulation der Schriftsprache auf.


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