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Sprache und Dialekt

Seit der Mundartwelle sind Jahrzehnte vergangen. Überall versuchen bundes­deutsche Heimatkundler nach wie vor, ihre Laienschreibungen unter die Leute zu bringen, als ob sich in der Sprach­wirklichkeit gar nichts verändert hätte.

Originalsprecher der damals mittleren Generation gehören heute zur älteren. Diese Muttersprachler benötigen keine Mundartschreibung. Demzufolge spielt die Genauigkeit einer schriftlichen Auf­zeichnung gesprochener Mundarten für sie nur eine untergeordnete Rolle. Aber zur Weitergabe an die Enkelgeneration wird eine ziemlich genaue lautschrift­liche Wiedergabe benötigt, weil in den Familien kein mündliches Weitergeben der Mundart derzeit stattfindet.

Nicht die Originalsprecher, sondern die traditionellen Laienschreiber haben ein Problem. In Mittelhessen und in vielen anderen Sprachlandschaften lässt sich kaum noch etwas an Mundartbüchern im Eigenverlag vermarkten. Die Leser­schaft ist nicht mehr die gleiche wie in den Achtzigerjahren. Trotzdem wurden lautschriftliche Schreibweisen, die eine akustische Reproduktion ermöglichen, bisher immer strikt abgelehnt. Dies ist ein deutliches Indiz für die mangelnde Ernsthaftigkeit der Heimatkundler, die alten Basisdialekte in regionaler Form erhalten zu wollen.

Namhafte sprachwissenschaftlich tätige Germanisten haben schon vor längerer Zeit erkannt, dass Mundart-Aktivitäten von Heimatkundlern nicht automatisch mit einem echten Willen zur Erhaltung gesprochener Mundart gleichzusetzen sind. Daher üben diese Wissenschaftler auch Zurückhaltung, wenn es um die Dialektpflege als Teil einer allgemeinen Sprachpflege geht. Die Dokumentation steht bei ihnen im Vordergrund.

Spezialisierte Wortgeografen unter den Dialektologen befinden sich in einem Dilemma. Einerseits werden von ihnen gesammelte Laienschreibungen in den älteren Sprachatlanten und regionalen Wörterbüchern verwaltet, andererseits weisen maßgebende wissenschaftliche Arbeiten nach, dass der Mundart-Kode des frühen 19. Jahrhunderts als Laut­schrift ungeeignet ist. In ihrer Funktion der archivierenden Germanisten hatten sie bisher wenig Interesse daran, ihre Kontaktpersonen im Lande darüber zu informieren, wie sich wissenschaftliche Lautschriften von traditionellen Laien­schreibungen unterscheiden.

Um die fehlende mündliche Weitergabe angestammter Grundmundarten über­brücken zu können, müssen die alten in ihrem Kern auf die Sprache des Mittel­alters zurückgehenden Dialekte wie im Fremdsprachenunterricht an die nach­wachsende Enkelgeneration vermittelt werden. Auf wissenschaftlicher Grund­lage sollten Mundartkundige die dafür notwendigen Unterlagen erarbeiten.

Bisherige Versuche, Grundschulkindern den mittelhess. Großdialekt mit seinem komplexen Vokalsystem beizubringen, setzten Vorkenntnisse voraus. Dialekt­wörter wurden mündlich hinzugelernt und die nicht konsistenten alten laien­haften Schreibweisen der traditionellen Mundartschreibung mit der Ganzheits­methode eingeübt.

Überregional kursiert eine neue Theorie über die derzeitige Situation der Basis­dialekte. Wie Sprachinseln würden die von übrig gebliebenen Sprechern noch benutzten lokalen Restsprachen weiter bestehen. Diese Bewertung soll schein­bar auch die nach wie vor existierende skurrile Laienschreibung örtlich tätiger Heimatkundler rechtfertigen.

Zum Erlernen authentischer regionaler Dialekte bedarf es keiner überflüssigen Ganzheitsmethode, wenn Lautschriften Verwendung finden. Bei der phonetisch orientierten Dialektschreibung kommen Schreibweisen des aktuellen Neuhoch­deutsch mit denen des normalisierten Mittelhochdeutsch unter Einbeziehung der mittelniederdeutschen Schreibung für die ö- und ü-Laute zusammen. Im Einzelnen bedeutet es, dass die Buch­staben-Verdoppelung der Konsonanten nach kurzem Vokal erfolgen kann und die Kennzeichnung aller langen Vokale durch Längezeichen stattfinden muss.


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