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Konjugationstabellen

Ursprünglich wurde der Langvokal des oberhess. Infinitivs <sà> /sã:/ (sagen) nasaliert, wobei das verursachende [n] am Wortende ausfiel. Dies gilt nicht für die verbundene Form der 1. Person im Singular mit erhalten gebliebenem [n]: <sàn ach> /sa:n-açh/ (sage ich). Ähn­lich wie im Englischen fehlt der innere Verschlusslaut [g]. Eine Nasalierung in der genannten verbundenen Form der 1. Person Singular war möglich, jedoch nicht in den flektierten Formen, da hier nie ein [n] in Erscheinung trat. Das alt­germanische Verb besitzt im Oberhess. eine begrenzte innere Flexion, die dem schwachen hochdeutschen Verb fehlt.

Im Singular lautet die Präsensform der 3. Person <sèd> (sagt), wodurch diese im hörbaren Gegensatz zum Präteritum <sàd> (sagte) steht. Die im Plural der 2. Person zu sehende Übereinstimmung mit dem Präsens führte nicht zum Ver­lust des Präteritums.

Da bei diesem Verb im Neuhessischen die innere Flexion aus betontem Vokal und d/r-Wechsel fehlt, die Endung aber gekürzt wurde, gibt es kein Präteritum in der Stadtsprache.

Der betonte mittelhochdeutsche i-Laut von <schrîben> diphthongierte zu /ai/ in "schreiben" (lat. scribere). Genau so entstand auch der Doppellaut im ober­hess. Infinitiv <schreiwe> und in den konjugierten Präsensformen des west­germanischen Verbs.

Das weiche stimmhafte [v] steht beim Infinitiv im Anlaut der unbetonten End­silbe; bei der verbundenen Form der 1. Person Präsens Singular <schreiw ach> /šraiv-açh/ (schreibe ich) rückt es aber in den Auslaut des an 1. Stelle befind­lichen apokopierten Infinitivs. Ziemlich ungewöhnlich ist diese Position von [v] im Auslaut eines deutschen Dialektes.

Im Präteritum <schrïeb> (schrieb) des Oberhess. diphthongierte ein Kurzvokal als Silbenträger, sodass der sehr kurze zentrierende Diphthong zustande kam; die neuhochdeutsche ie-Schreibung ist jedoch langvokalisch. Ferner bildet das weiche stimmhafte [v] ein Silbengelenk im Plural <schrïewe> (schrieben) auf­grund der vokalischen Kürze des davor stehenden Doppellautes. Die neuhess. Stadtsprache nimmt kein Präteritum in Anspruch.


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